Gewürze und Kräuter: Die Seele der österreichischen Küche

Ohne Gewürze und Kräuter wäre jede noch so aufwendige Zubereitung vergebene Liebesmüh – sie verleihen den Speisen erst ihre charakteristische Tiefe, Wärme und Raffinesse. Doch Vorsicht: Der oft gehörte Leitsatz „Viel hilft viel“ ist ein Trugschluss! Die Kunst des Würzens liegt nicht in der Menge, sondern in der harmonischen Balance. In der österreichischen Küche spielen Gewürze eine tragende Rolle – ob in deftigen Braten, feinen Suppen oder süßen Mehlspeisen. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die wichtigsten Gewürze, ihre Herkunft, gesundheitlichen Vorteile und kulinarische Verwendung.
1. Kümmel (Carum carvi)
- Herkunft: Ursprünglich aus Europa, Vorderasien und Nordafrika.
- Erste Erwähnung: Bereits in der Antike von den Römern genutzt; im Mittelalter in Mitteleuropa weit verbreitet.
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (Carvon, Limonen), Flavonoide, Gerbstoffe.
- Gesundheit: Fördert die Verdauung, wirkt entkrampfend, hilft bei Blähungen.
- Verwendung: Besonders in Schweinebraten, Sauerkraut, Brot, Kartoffelgerichten.
2. Majoran (Origanum majorana)
- Herkunft: Mittelmeerraum und Vorderasien.
- Erste Erwähnung: Schon in der Antike bekannt, von den Römern nach Mitteleuropa gebracht.
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (Thymol, Carvacrol), Flavonoide, Bitterstoffe.
- Gesundheit: Entzündungshemmend, verdauungsfördernd, antibakteriell.
- Verwendung: In Wurst (z. B. Bratwurst), Kartoffelsuppen, Fleischgerichten.
3. Paprikapulver (Capsicum annuum)
- Herkunft: Ursprünglich aus Mittelamerika, durch spanische Seefahrer nach Europa gebracht.
- Erste Erwähnung: In Europa seit dem 16. Jahrhundert bekannt, in der ungarischen Küche ab dem 18. Jahrhundert verbreitet.
- Inhaltsstoffe: Capsaicin, Carotinoide, Vitamin C.
- Gesundheit: Durchblutungsfördernd, antioxidativ, entzündungshemmend.
- Verwendung: Gulasch, Paprikahendl, Fischgerichte, Fleischmarinaden.
4. Muskatnuss (Myristica fragrans)
- Herkunft: Molukkeninseln (Indonesien).
- Erste Erwähnung: Bereits im Mittelalter nach Europa importiert; in der österreichischen Küche seit dem 17. Jahrhundert genutzt.
- Inhaltsstoffe: Myristicin, ätherische Öle, Eugenol.
- Gesundheit: Anregend für den Appetit, fördert die Verdauung, in hohen Dosen giftig.
- Verwendung: Kartoffelpüree, Spinat, Fleischklöße, Suppen.
5. Petersilie (Petroselinum crispum)
- Herkunft: Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum.
- Erste Erwähnung: Bereits im antiken Griechenland genutzt; im Mittelalter in Mitteleuropa verbreitet.
- Inhaltsstoffe: Vitamin C, Folsäure, ätherische Öle.
- Gesundheit: Harntreibend, blutreinigend, stärkt das Immunsystem.
- Verwendung: Garnierung für zahlreiche Speisen, Suppen, Saucen, Fleischgerichte.
6. Lorbeer (Laurus nobilis)
- Herkunft: Mittelmeerraum.
- Erste Erwähnung: Bereits in der Antike als Würz- und Heilpflanze bekannt.
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (Cineol), Gerbstoffe.
- Gesundheit: Verdauungsfördernd, antiseptisch, beruhigend.
- Verwendung: Suppen, Eintöpfe, Schmorgerichte, Sauerkraut.
7. Knoblauch (Allium sativum)
- Herkunft: Zentralasien.
- Erste Erwähnung: In Europa seit der Römerzeit bekannt.
- Inhaltsstoffe: Allicin, Schwefelverbindungen, Vitamin B6.
- Gesundheit: Stärkt das Immunsystem, wirkt antibakteriell und blutdrucksenkend.
- Verwendung: Knoblauchsuppe, Fleischmarinaden, Gulasch, Würste.
8. Zimt (Cinnamomum verum)
- Herkunft: Sri Lanka und Südostasien.
- Erste Erwähnung: Schon im alten Ägypten verwendet, im Mittelalter nach Europa importiert.
- Inhaltsstoffe: Zimtaldehyd, Eugenol, Polyphenole.
- Gesundheit: Blutzuckersenkend, entzündungshemmend, antioxidativ.
- Verwendung: Kaiserschmarrn, Weihnachtsgebäck, Milchreis, Mehlspeisen.
9. Nelken (Syzygium aromaticum)
- Herkunft: Molukkeninseln (Indonesien).
- Erste Erwähnung: In Europa seit dem Mittelalter bekannt.
- Inhaltsstoffe: Eugenol, ätherische Öle, Flavonoide.
- Gesundheit: Antiseptisch, schmerzlindernd (z. B. bei Zahnschmerzen), verdauungsfördernd.
- Verwendung: Punsch, Rotkraut, Lebkuchen, Wildgerichte.
10. Wacholderbeeren (Juniperus communis)
- Herkunft: Europa, Asien, Nordamerika.
- Erste Erwähnung: Bereits in der Antike als Gewürz und Medizin verwendet.
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle (Pinen, Limonen), Harze, Gerbstoffe.
- Gesundheit: Verdauungsfördernd, harntreibend, antibakteriell.
- Verwendung: Sauerkraut, Wildgerichte, Braten, Gin-Herstellung.

Diese Gewürze prägen den typischen Geschmack der österreichischen Küche, sei es in deftigen Fleischgerichten, Suppen oder süßen Mehlspeisen.
11. Pfeffer neben Salz eines der wichtigsten Gewürze (Piper nigrum)
- Herkunft: Indien (Malabarküste)
- Erste Erwähnung: Schon in der Antike als Handelsgut bekannt, im Mittelalter äußerst wertvoll.
- Inhaltsstoffe: Piperin, ätherische Öle, Flavonoide.
- Gesundheit: Verdauungsfördernd, appetitanregend, entzündungshemmend.
- Verwendung: Universelles Gewürz für Suppen, Fleisch, Eintöpfe, Saucen, Mehlspeisen.
12. Liebstöckel (Levisticum officinale)
- Herkunft: Südwestasien, im Mittelalter nach Mitteleuropa gebracht.
- Erste Erwähnung: Bereits in der Antike als Heilkraut verwendet.
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Cumarine, Flavonoide.
- Gesundheit: Verdauungsfördernd, harntreibend, entzündungshemmend.
- Verwendung: Suppenwürze (oft als „Maggikraut“ bezeichnet), Eintöpfe, Fleischgerichte.
13. Salbei (Salvia officinalis)
- Herkunft: Mittelmeerraum.
- Erste Erwähnung: Seit der Antike als Heil- und Würzpflanze bekannt.
- Inhaltsstoffe: Thujon, Cineol, Rosmarinsäure.
- Gesundheit: Antiseptisch, entzündungshemmend, hilfreich bei Erkältungen.
- Verwendung: Schweinebraten, Fischgerichte, Butter-Salbei-Sauce für Pasta.
14. Bohnenkraut (Satureja hortensis)
- Herkunft: Südeuropa, Balkan.
- Erste Erwähnung: Bereits bei den Römern bekannt, seit dem Mittelalter in Mitteleuropa.
- Inhaltsstoffe: Carvacrol, Thymol, Gerbstoffe.
- Gesundheit: Verdauungsfördernd, antibakteriell, blähungshemmend.
- Verwendung: Bohnengerichte, Eintöpfe, Linsensuppen.
15. Fenchel (Foeniculum vulgare)
- Herkunft: Mittelmeerraum.
- Erste Erwähnung: Bereits in der Antike als Gewürz- und Heilpflanze genutzt.
- Inhaltsstoffe: Anethol, Fenchon, ätherische Öle.
- Gesundheit: Krampflösend, schleimlösend, fördert die Verdauung.
- Verwendung: Fischgerichte, Brotgewürz, Kräutertees.
16. Minzen (Mentha sp.)
- Herkunft: Europa, Asien, Nordafrika.
- Erste Erwähnung: Seit der Antike als Heilpflanze und Gewürz bekannt.
- Inhaltsstoffe: Menthol, Flavonoide, Gerbstoffe.
- Gesundheit: Erfrischend, krampflösend, gut für Magen und Darm.
- Verwendung: Salate, Desserts, Getränke (z. B. Wiener Eistee), Fleischgerichte.
17. Koriander (Coriandrum sativum)
- Herkunft: Mittelmeerraum, Vorderasien.
- Erste Erwähnung: Bereits in ägyptischen Grabstätten gefunden, von Römern verbreitet.
- Inhaltsstoffe: Linalool, Gerbstoffe, ätherische Öle.
- Gesundheit: Verdauungsfördernd, antibakteriell, entzündungshemmend.
- Verwendung: Brotgewürz, Wurstproduktion, asiatisch inspirierte Gerichte.
18. Sellerie (Apium graveolens)
- Herkunft: Europa und Asien.
- Erste Erwähnung: Seit der Antike als Gemüse und Gewürz genutzt.
- Inhaltsstoffe: Apiol, Furanocumarine, Vitamin C.
- Gesundheit: Entzündungshemmend, harntreibend, reich an Antioxidantien.
- Verwendung: Suppengrün, Eintöpfe, Fleischgerichte, Saucen.
19. Kren (Armoracia rusticana, Meerrettich)
- Herkunft: Südosteuropa, über Slawen nach Mitteleuropa gebracht.
- Erste Erwähnung: Seit dem Mittelalter in Österreich verbreitet.
- Inhaltsstoffe: Senfölglykoside, Vitamin C, ätherische Öle.
- Gesundheit: Scharfstoffreich, antibiotisch, schleimlösend, verdauungsfördernd.
- Verwendung: Tafelspitz, geriebener Kren zu Fleisch und Würsten, Kren-Saucen.
20. Thymian (Thymus vulgaris)
- Herkunft: Mittelmeerraum.
- Erste Erwähnung: Schon bei den alten Griechen und Römern bekannt.
- Inhaltsstoffe: Thymol, Carvacrol, Flavonoide.
- Gesundheit: Entzündungshemmend, antibakteriell, schleimlösend.
- Verwendung: Suppen, Fleischgerichte, Kartoffelgerichte.
Diese Gewürze und Kräuter sind essenziell für die traditionelle österreichische Küche und werden sowohl in herzhaften als auch in süßen Speisen verwendet. Fehlt dir noch ein bestimmtes Gewürz oder eine genauere Beschreibung? 😊